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Eine 100. Sitzung, die eine Stadtrundfahrt war

Seit ihrer Gründung hatte sich die Initiative vorgenommen, zu zwei Schwerpunkten zu arbeiten: -Die Situation der Kinder und Jugendlichen sollte kritisch zur Kenntnis genommen werden und insbesondere zum Problem der Kinderarmut sollten Aktivitäten entwickelt werden. -Die Kinder und Jugendlichen sollten bei kommunalpolitischen Entscheidungen und städtebaulichen Planungen beteiligt werden.

Die Stadtrundfahrt

Unter dem Motto „Politik im Wort – Kinderrechte vor Ort“ sollte ganz im Sinne des zweiten Schwerpunkts besichtigt werden, was denn nun in Bremerhaven zustande gekommen war – aber auch, wo es noch „Baustellen“ gibt.
Dieser Bestandsaufnahme wohnten auch Medienvertreter und Politiker bei; dass man die 100. Sitzung zum Anlass für eine solche Stadtrundfahrt nehmen konnte, machte deutlich, mit welcher Beständigkeit die Initiative an den Problemen arbeitet.
Am 8. Februar um 14 Uhr ging’s los, in einem Sonderbus der Verkehrsbetriebe Bremerhaven an einem klirrend kalten Tag. Die etwa 25 Personen, die an der Fahrt teilnahmen, haben an diesem Tag in (etwas über) drei Stunden viel über die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen erfahren oder sich wieder ins Gedächtnis gerufen.
Von den neun geplanten Stationen wurde eine nicht angefahren, es hatte sich nämlich beim Freibad Grünhöfe gezeigt, dass der Bus wegen der Straßenglätte nur mit Schwierigkeiten und tatkräftigem Anschieben rückwärts die Nebenstraße zum Freibad wieder verlassen konnte. Dort war 2007 in Anlehnung an die gleichnamige Fernsehspieleshow von Kindern und Jugendlichen ein „Spiel ohne Grenzen“ geplant und durchgeführt worden. So schenkte man sich die Skaterbahn Surheide, die auch eher als schlechtes Beispiel gedient hätte.
Für mich als Teilnehmer eine der interessantesten Stationen war der 1001-Nacht-Spielplatz in Wulsdorf. Eine Wohnung, bereitgestellt von der Wohnungsbaugesellschaft, dazu von der Stadt zwei Sozialarbeiter, bilden den Rahmen, dass eine Gruppe von Einwohnern und Einwohnerinnen sich an der Stadtteilarbeit beteiligen kann. Diese Gruppe, genannt „die Wohnung“ erhielt 2008 den Kinderrechtepreis der Stadt (ein Preis, der seine Stiftung auch der Aktivität der Initiative verdankt) für die Neugestaltung des Spielplatzes. Und dieser Spielplatz ist schön, nicht einfach nur eine Aneinanderreihung der üblichen Spielgeräte.

Obwohl sich trotz klirrender Kälte die Ausstiege etwas länger hingezogen hatten als geplant, erwartete uns ein großer Teil der „Planungsgruppe“ für die Innenausstattung des Neubaus der Stadtteilbibliothek Leherheide. Der „Planungsgruppe“ gehören etwa zwanzig Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 15 an (bei Beginn der Planung), die im Sinne der Kinderbeteiligung ihre Ansprüche an eine Bücherei ausgearbeitet und formuliert hatten. Leider ist absehbar, dass einer der Wünsche – der nach einem gemütlichen Leseraum, der auch für kleinere Veranstaltungen genutzt werden kann – sich aus Kostengründen nicht realisieren lassen wird.
Statt alle Stationen hier im Text aufzuführen, sind ihre Beschreibungen im Kasten dokumentiert, so wie sie in einem eigens für die Stadtrundfahrt konzipierten Prospekt zu finden waren.

Wie es anfing

1996 hatte es in Bremerhaven einen Einwohnerantrag gegen Bildungs- und Sozialabbau gegeben. Eine Gruppe, die sich auf Einladung der GEW zusammengefunden hatte, wollte im Wahljahr 1999 die Verbesserung der Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen zum öffentlichen Thema machen, mit dem sich auch die Politik stärker beschäftigen sollte.
Folgerichtig war die erste größere öffentliche Veranstaltung der Gruppe, die sich dann etwas sperrig Initiative „BremerhavenerInnen für Kinder und Jugendliche“ nannte, eine Veranstaltung zur Kinder- und Jugendarmut mit der Referentin Beate Hock aus Frankfurt a. M., auf der auch Zahlen aus Bremerhaven präsentiert wurden (März 1999).
In jedem Kommunalwahlkampf, beginnend im Wahlkampf 1999, ist die Initiative mit einem Sieben-Punkte-Sofortmaßnahmen-Katalog aufgetreten. Die Idee dahinter war es, wenige Forderungen aufzustellen, die schnell realisierbar sein sollten und deshalb besonders geeignet schienen, die Politiker zu Stellungnahmen aufzufordern. Die erste Forderung (auch in den folgenden Wahlkämpfen) lautete z. B.: Kostenloser Schlittschuhlauf für Schüler/innen aus Bremerhaven, einschl. kostenloser Ausleihe der Schuhe.
Noch 1999 hatte die Initiative einen Wettbewerb ausgeschrieben – „Lass mal sehen“ – in denen junge BremerhavenerInnen Orte, Plätze und Szenen vorstellen sollten. Einer der Preisträger hatte die eingesandten Fotos noch mit einem kleinen Brief versehen (s. Kasten)
Die Aktivitäten der Initiative erregten Aufsehen: Radioberichterstattung bis zum NDR, Rückmeldungen vom Oberbürgermeister Richter und vom zuständigen Dezernenten Grantz – das Ziel, als Gruppe wahrgenommen zu werden, die etwas zu sagen hat, war erreicht. Außerdem entwickelte sich eine sehr konstruktive Zusammenarbeit mit dem Amt für Jugend, Familie und Frauen.

Was noch so war

  • Wir haben programmatische Papiere ausgearbeitet:
    - „Armut und Bildung“
    - „Schritte zur Umsetzung von Kinder- und Jugendlichen-Beteiligung“
  • Unseren Aktivitäten ist es zuzuschreiben, dass es einen Unterausschuss des Jugendhilfeausschusses gibt, dessen Arbeit dazu geführt hat, dass es das Amt der Kinderbeauftragten, den Kinderrechtepreis, einen Beteiligungstopf und die Moderation von Vorhaben gibt.
  • Insbesondere mit öffentlichen Veranstaltungen haben wir versucht, die Anliegen von Kindern nach außen zu tragen. Z. B. mit der Veranstaltung zur kinderfreundlichen Stadt (2000, Referent Dr. Schröder aus Herten), mit der Podiumsdiskussion „Parteien auf dem Prüfstand“ (2004) oder mit der Veranstaltung zur Spielleitplanung mit Erfahrungen aus Langen(2008).

Wer dazugehört

Zur Intiative „BremerhavenerInnen für Kinder und Jugendliche“ gehören heute folgende Organisationen: Arbeiter-Samariter-Bund, Arbeiterwohlfahrt, Bildungsgemeinschaft Arbeit und Leben, Deutscher Gewerkschaftsbund, „Die Falken“, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Kulturladen Wulsdorf, Lehrerfortbildungsinstitut, Pädagogisches Zentrum, Solidarische Hilfe, Stadtjugendring, Stadtschülerring, Zentralelternbeirat Schulen