Die Beschlüsse werden, und dies ist ein stetig formuliertes Ziel von Politik, tatsächlich „nachhaltige Wirkung“ erzielen. Gerade die komplette Streichung der „investiven Mittel“ bedeutet, dass
- weder Tische und Stühle angeschafft werden noch technisches Gerät, Tafeln, Smartboards, d.h. Gegenstände, die mehr als 400 Euro kosten.
Auch die Reduzierung der Möglichkeiten, weniger Lehr- und Lernmittel zu beschaffen, verschärft die Zwangslage.
Dazu ein Beispiel aus der Grundschule im Fach Englisch: Bildungspläne wurden geändert (amtliche Vorgabe), deshalb muss in manchen Jahrgängen das gesamte Material ausgetauscht werden. Schafft man neue Bücher an, ist der Etat erschöpft. Schafft man keine an, gibt es eine zusätzliche Erschwernis, gerade für fachfremd unterrichtende Kolleg*innen.
Hier wird deutlich, dass der Vorstoß von Frau Bogedan, die Nutzung eigener Handys freizugeben, mit Bedacht erfolgt ist – als zusätzlicher Schritt zur Aushebelung der Lehr- und Lernmittelfreiheit.
Was bedeuten diese Beschlüsse für die Entwicklung Bremerhavens?
a.) Gerade die benachteiligten Schüler*innen werden schlicht keine größeren Chancen haben, durch Bildung ihre Lebenslage zu verbessern. Mama und Papa sind jetzt gefordert, auch ökonomisch intensiver einzusteigen, wenngleich die Lehrmittelfreiheit weiterhin Verfassungsrang hat. Pech für jene, die nicht mithalten können.
b.) Die Eltern werden über die parteipolitischen Versprechen eines „Vorrangs für Bildung“ noch heftiger den Kopf schütteln. Sie müssen weiterhin auf das Improvisationstalent der Lehrkräfte bauen. Verlassen können sie sich auf diese allemal, wie beispielsweise die letzten Monate gezeigt haben.
c.) Die Lehrkräfte können diese Beschlüsse nur als Provokation verstehen. Bei unserer Aktion im Ausschuss Schule und Kultur im September gelobten alle Parteien, sich für die Schulen stark zu machen. Schon 6 Wochen später beim „kommunalpolitischen Hearing“ zeigte sich dann die „große Ratlosigkeit“; der nächste Schritt, die eigenen Schulen durch die Kürzungen von 1,5 Mio. € ein weiteres Stück aufzugeben, schien wohl nicht mehr so schwer.
Die Lehrkräfte werden sich überlegen, was sie tun. Manche werden, wie gehabt, eine Freistellung erwirken und Bremerhaven verlassen. Manch einer wird auch resignieren. Die Perspektive kann aber nur sein, die politische Auseinandersetzung weiter fortzusetzen; allerdings in einer Schärfe, die keine Option von vorn herein verwirft.
Für Nachfragen steht zur Verfügung: Bernd Winkelmann